Dafür haben wir uns eine Reihe von Fragen gestellt: Was kann ich tun, um Teilnehmer während eines Testings bestmöglich zu motivieren? Welche Möglichkeiten habe ich, um Personen zur Teilnahme zu bewegen? Und wie schaffe ich es, dass Personen auch wiederholt teilnehmen? Beginnen wollen wir mit der Frage, warum Motivation überhaupt wichtig ist.
Warum ist Motivation wichtig?
Für uns als UX Researcher ist es immer wieder eine Herausforderung, ausreichend geeignete Teilnehmer zu akquirieren. Die Stichprobe soll dabei meist aus Personen mit ganz bestimmten Eigenschaften bestehen, die jedoch nicht immer so leicht zu finden sind.
Besonders wichtig: die Teilnehmer sollten von sich aus hoch motiviert sein, am Test oder der Umfrage teilzunehmen. Das sichert nicht nur viele Daten und Informationen, die wir so dringend benötigen, sondern verbessert auch die Datenqualität. Denn motivierte Teilnehmer geben intensivere Einblicke in die Thematik, sind gewissenhaft und führen Befragungen bis zum Ende durch.
Die erste motivationale Hürde ist es, überhaupt teilzunehmen. Auch die Motivation kann bei verschiedenen Gruppen unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Unser Ziel als Researcher sollte es sein, potenzielle Teilnehmer aller relevanten Gruppen zu motivieren, an der Studie teilzunehmen. Warum? Wenn nur bestimmte Gruppen teilnehmen, kann die Stichprobenzusammensetzung Probleme bei der Interpretation der Ergebnisse bereiten: der Grund hierfür liegt in der Schweigeverzerrung, auch non-response bias oder participation bias genannt.
Was heißt Schweigeverzerrung?
Stellen Sie sich folgende Situation vor: mit einem Fragebogen soll die Arbeitsbelastung von Angestellten gemessen werden. Gerade diejenigen, die einer geringen Belastung ausgesetzt sind, haben genügend Zeit und können an der Umfrage teilnehmen. Diejenigen, die jedoch sowieso schon unter hoher Belastung arbeiten, können aufgrund dessen auch nicht an der Umfrage teilnehmen. Die Folge: der am Ende gemessene Wert der Arbeitsbelastung ist zu niedrig und spiegelt nicht die Realität wider.
Genauso ist es mit der Motivation. Nehmen nur Interessierte an der Umfrage teil, fehlt es an Antworten anderer Personengruppen, um wirklich aussagekräftige Ergebnisse zu erlangen. Weil die restlichen potenziellen Teilnehmer durch ihre Abwesenheit stumm bleiben, wird dieses Phänomen Schweigeverzerrung oder auch non-response bias genannt.
Warum eine Person daran interessiert ist, an Umfragen, Interviews oder Usability-Tests teilzunehmen, kann sehr vielfältige Gründe haben. Der Impuls zur Teilnahme kann dabei vorwiegend durch intrinsische oder extrinsische Faktoren ausgelöst werden.
Was ist intrinsische Motivation?
Personen, die intrinsisch motiviert sind, sind aus sich selbst heraus motiviert. Die Aufgabe selbst ist der Anreiz, sie bereitet der Person Spaß und Freude. Eine Aufgabe wird um ihrer selbst willen bewältigt, etwa, weil die Person ein besonderes Interesse am Lösen der Aufgabe hat oder sie das Thema persönlich betrifft. Intrinsisch motivierte Personen haben persönliche Standards und Maßstäbe verinnerlicht, nach denen sie handeln. Sie verfügen über eine Idealvorstellung, die sie zum Handeln bewegt.
Was ist extrinsische Motivation?
Die extrinsische Motivation beschreibt externe Faktoren, die eine Person zu einer Handlung motivieren. Das können konkrete Vorteile oder Belohnungen von außen sein, wie etwa Incentives. Extrinsisch motivierte Personen können auch nach Affirmationen streben, d.h. nach Anerkennung von außen bezüglich ihrer Eigenschaften, Kompetenzen und Werte. Das Erfüllen bestimmter Rollenerwartungen sowie der Erhalt von Akzeptanz und Status in einer Gruppe geben dabei den Antrieb für bestimmte Handlungen.
Was bedeutet das fürs UX Testing?
Man kann die Motivation von Teilnehmern sowohl über interne als auch über externe Faktoren steigern. Welche verschiedenen Stellschrauben euch im Vorfeld und während der Testung zur Verfügung stehen, stellen wir euch im nächsten Teil unserer Blogreihe vor. Stay tuned!
Bildquelle: New Old Stock